Tagblatt Online, 19. November 2010 01:03:48

Verlierer vor vollem Haus

Dürrenmatts Tragikomödie «Der Richter und sein Henker» wurde im Thurgauerhof in Weinfelden aufgeführt. Mit über 500 Besuchern war die Vorstellung fast ausverkauft.

Rudolf Steiner

weinfelden. Am 5. Januar 2011 wäre Friedrich Dürrenmatt 90 Jahre alt geworden, und am 14. Dezember jährt sich zum zwanzigsten Mal der Todestag. Das war auch der Anlass für Roland Harders, den Präsidenten der Theater und Konzert Gesellschaft Mittelthurgau, vor Beginn der Vorstellung drei im Publikum zufällig anwesende Geburtstagskinder mit einem kleinen Buch zu beschenken.

Absurde Kriminalgeschichte

Beste Werbung machte am Mittwochabend im Thurgauerhof das Wandertheater des Kantons Zürich mit der Aufführung von Dürrenmatts Krimiklassiker «Der Richter und sein Henker». Die Kriminalgeschichte im Berner Jura ist absurd und verstrickt. Der alte, todkranke aber verrückte Kommissar Bärlach versucht den korrupten Gastmann mit Hilfe seines jungen, ehrgeizigen Assistenten Tschanz zur Strecke zu bringen.

Beide äusserst zielstrebig, allerdings auf grundverschiedene Art, versuchen sie den heimtückischen Mord an ihrem Berufskollegen Ulrich Schmied auf einer Twanner Landstrasse aufzuklären.

Erst Hund, dann Gastmann

Spannend, actiongeladen und grotesk eskaliert das Geschehen auf der Bühne. Zuerst wird Gastmanns Hund erschossen, später muss Verbrecherkönig Gastmann selber sterben.

Und dem todkranken Schlitzohr Bärlach gelingt es sogar, mit seinem doppelbödigen Spiel den wahren Mörder, seinen ehrgeizigen Assistenten Tschanz, zu überführen. Auf der Bühne gibt es am Ende nur Verlierer, selbst Jacqueline, die Kellnerin, die ihre Liebhaber verliert, gehört dazu. Im Publikum aber, in dem vier Schulklassen aus Weinfelden und Alterswilen sitzen, sind an diesem Abend nur Gewinner.

Dreimal wird das Ensemble herausgeklatscht, und auch der Veranstalter, die TKG Mittelthurgau, reibt sich für einmal ob des vollen Hauses die Hände.