Tagblatt Online, 19. Oktober 2010 01:01:43
Apartheidpolitik auf Weinfeldens Bühne
WEINFELDEN. Die Theatersaison in Weinfelden hat mit der «Nelson Mandela Story» begonnen. Das Ensemble nahm das Publikum rasant mit auf den schwarz-weissen Showdown. Ein Stück Geschichte ist nähergebracht worden.
Margrith Pfister-Kübler
Im «Thurgauerhof» begann der Theaterabend bereits um 17 Uhr. «Gute Idee», lauteten die Kommentare. Vorhang auf. Pünktlich.
Auf der Bühne stand der neue Präsident der Theater- und Konzertgesellschaft Mittelthurgau, Roland Harders, hinter ihm die Kulisse mit Gittern, die Gefängnisse und Lebensräume darstellten, Trommeln, Skulpturen. Harders begrüsste die rund 450 Besucher und warb für die Events, dankte allen, die zur Erhaltung dieser Kultur beitragen.
Polizei im Tanzschuppen
Nelson Mandela (Ron Williams), der wie kein anderer die südafrikanische Antiapartheidbewegung symbolisiert, trat auf die Bühne, es folgten «Weisse» und «Schwarze». Trommelwirbel, Klanggeräusche wurden freigesetzt. «Ohne Freiheit und Unabhängigkeit werdet Ihr Sklaven sein. Steht auf und kämpft.» Fröhlichkeit in einem Tanzschuppen, Schmelztiegel junger Leute, abrupter Abbruch durch Polizei.
Es folgten in dichten Szenen und klaren Dialogen die ganze Szenerie um die südafrikanischen Rassenkonflikte, Gewalt, Diskriminierung, Kampf um Demokratie.
Zum Teil Mehrfachrollen
Die Schauspieltruppe der Theatergastspiele Kempf brachten die geschichtlichen Erschütterungen und Umwälzungen Südafrikas in einer Welt undurchsichtiger Zusammenhänge in extremer Konzentration auf die Bühne. Macht, Unsicherheit, Angst, Entmenschlichung forderten die Zuschauer heraus.
Dominique Siassia als Winnie Madikizela-Mandela und die weiteren Schauspielerinnen und Schauspieler, die zum Teil in Mehrfachrollen auftraten, faszinierten ebenso wie Ron Williams als Mandela. Fraglos eine Meisterinszenierung mit beträchtlicher Schubkraft. Beeindruckend wie Winnie (Dominique Siassia) insbrünstig sang und Ron Williams mit Bluesstimme echte Tränen weinte.
Eingestreut wurden auch höchst private Reflexionen und Bekenntnisse der Beziehung Nelson Mandela und seiner zweiten Ehefrau Winnie Madikizela-Mandela. Bischof Tutu (Ronald Mkwanazi) betitelte mit Gentleman selbst den gröbsten Feind.
Begeistertes Publikum
Das Publikum war begeistert von den szenischen Momenten rund um Menschenrechte, der rhythmischen Musik, von Tanz und Gesang, dass dessen Massenresonanz kaum zu bremsen war.