Barbara Hettich
Vielen dürfte die poetische Seifenblasenvorstellung von Clown Pic im Circus Knie in guter Erinnerung geblieben sein. Seine szenische Lesung am Freitagabend im Rathaussaal in Weinfelden war jedenfalls ausverkauft. Inmitten der Zuschauerreihe hatte Thomas Ott, Filmemacher aus dem Engadin, seine Kamera aufgebaut. Seit zehn Jahren begleitet er Pic. «Wir planen einen Dokumentarfilm, den wir irgendwann einmal im Fernsehen oder im Internet zeigen werden», erklärt Ott. Eine der wichtigsten Vorgaben von Pic, alias Richard Hirzel: Die Kamera bleibt während der ganzen Vorstellung diskret am selben Ort stehen, denn das Publikum soll auf gar keinen Fall durch das Filmen gestört werden.
Gedanken über Kioskfrauen ohne Toiletten
Pic ist in die Jahre gekommen, der Clown hat die Sprache entdeckt, erzählt Geschichten aus seinem Zirkusleben, macht sich Gedanken über Kranführer und Kioskfrauen, die keine Toilette in der Nähe haben. Seine Texte sind einfühlsam, poetisch, aus dem Leben gegriffen. Zwischendurch entlockt er seinem Altsaxophon einige Töne, stellt unter Beweis, dass man ein Sopraninosaxophon auch als schrille Waffe einsetzen kann. Pic ist ein Verwandlungskünstler – mit Masken, Körperhaltung, Gestik und ohne Worte verwandelte er sich in verschiedene Persönlichkeiten. Grossartig seine Mimik als er, ganz der Clown, Glöckchen und Glocken miteinander sprechen lässt. Ungewöhnlich auch sein Abgang. Als Zugabe stellte er einen CD-Player auf den Tisch. Das Lied einer unbekannten Sängerin schickte die etwas irritierten Besucher auf den Heimweg.
Der Clown macht sich im Alter rar
Roland Harders, Präsident der Theater- und Konzertgesellschaft Mittelthurgau, hat es möglich gemacht, dass Pic für einen Auftritt nach Weinfelden gekommen ist. «Ich habe ihn bei einer Vorstellung von Gerhard Polt in St. Gallen kennengelernt und ihn nach Weinfelden eingeladen», erzählt Harders. Viele Vorstellungen gibt Pic nicht mehr. «Ich habe über 6 000 Auftritte hinter mir, war erst mit dem Circus Knie und dann viele Jahre mit dem Circus Roncalli unterwegs, mittlerweile bin ich 67 und meine Knochen tun mir weh», erzählt er nach der Vorstellung. Komische Knochen heisst denn auch sein Programm, mit dem er seit drei Jahren unterwegs ist und in welches er laufend neue Nummern einbaut.
Die Theater- und Konzertgesellschaft Mittelthurgau versucht laut Präsident Roland Harders mit Kleinkunst und Ensembles immer wieder möglichst viel Abwechslung ins Programm zu bringen. «Als nächstes kommt das Theater Zürich mit Homo faber nach Weinfelden», kündigt er an.