Tagblatt Online, 14. November 2012 01:36:14
Vom Kinderstar zum begabten Interpreten
Das Weinfelder Publikum kam mit dem Carmina Quartett und dem Pianisten Teo Gheorgiu in den Genuss eines hochklassigen Konzertes.
Christof Lampart
WEINFELDEN. Die Theater- und Konzertgesellschaft Mittelthurgau warb mit dem Attribut «Weltklasse» für den Konzertabend und sorgte nicht nur dafür, dass der Rathaussaal bis auf den letzten Platz gefüllt war, sondern dass auch die Erwartungen des aufmerksam lauschenden Publikums hoch waren.
«Vitus» war gestern
Mit dem Carmina Quartett hatte man diesbezüglich einen sicheren Wert. Matthias Enderle, Susanne Frank (beide Violine), Wendy Champney (Viola) und Stephan Goerner (Violoncello) begeistern schon seit Jahren in dieser Zusammensetzung weltweit. Doch wie hat sich Teo Gheorgiu entwickelt? Hoch begabt ist er und jung mit seinen 20 Jahren. Doch nimmt ihn das Publikum überhaupt als solchen wahr oder identifiziert es ihn vor allem unkritisch über seine Rolle als Kinder(Film-)Star, zu dem er durch den Film «Vitus» einst wurde? Auch vor dem Konzert in Weinfelden waren im Foyer des Rathauses Gesprächsfetzen wie «Das ist der Junge aus dem Film» zu hören.
Nach dem Konzert war das komplett anders. Das Publikum feierte den Interpreten, von dem eine gewaltige Energie auszugehen scheint, als gäbe es kein Morgen mehr. Diesen frenetischen Applaus hatte sich der Pianist redlich verdient. Denn er interpretierte Antonin Dvoráks Klavierquintett in A-Dur, so, dass alles ganz natürlich, im harmonischen Fluss wirkte. Gheorgiu spielte kraftvoll und doch scheinbar unangestrengt, energiegeladen, aber nicht bombastisch. Er nahm die breit gezeichneten, facettenreichen Stimmungsbilder Dvoráks gekonnt auf und interpretierte sie auf eine atmosphärische, feinfühlige Art und Weise, so dass man auch ohne Partitur-Kenntnis zu hören meinte, dass hier ein junger Meister den Intentionen des Tonschöpfers vollauf gerecht wurde.
Eigene Akzente gesetzt
Das Carmina Quartett ging mit dem Gebotenen angemessen um, begleitete aufmerksam, achtete sorgsam auf die diffizilen Rhythmusverschiebungen und setzte selbst gekonnt Akzente. Wie sie das Quartett bereits im ersten Teil des Konzertes zu setzen wusste, das aus Joseph Haydns «Kaiser-Quartett» und einem Streichquartett Johannes Brahms bestand.